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Nach knapp zwei Jahren, unzähligen gelaufenen Kilometern in der Stadt und einigen Barbesuchen, kann ich mich eventuell schon als „Insider“ bezeichnen und deshalb auch mal ein paar Posts über – Trommelwirbel – Lucca raushauen.
Lucca, die Stadt der 100 Kirchen. Falls ich es noch nicht erwähnt habe – ja, diese kleine Stadt hat 100 Kirchen, jedoch werden die meisten nicht mehr benutzt, oder wurden als Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen oder Bibliotheken umgewandelt. Und damit zu den Keyfacts der Stadt. Bildung ist wichtig:
- Lucca liegt in der Toskana, zwischen Pisa und Florenz und wer Urlaub am Strand machen möchte, ist wohl am schnellsten an der Versiliaküste (nicht mit der Adriaküste zu verwechseln, die auf der anderen Seite des Stiefels liegt)
- Im 13. und 14. Jahrhundert war die Stadt aufgrund der Textilindustrie und deren hochwertiger Seide beliebt. Heute dreht sich alles nur noch um Nasen und Ärsche. Das hört sich nach Schönheitsindustrie an, ist es aber nicht. Lucca ist das Zentrum für Klopapier, Taschentücher, Servietten & Co.
- Lucca hat eine Stadtmauer. Darüber habe ich schon mal berichtet und dazu später nochmal mehr. Die Fertigstellung dauert über 100 Jahre, wurde nie benötigt, aber ist sicher das Beste, was die Stadt bauen konnte
- Am nördlichen Teil der Stadt fließt der Serchio. Falls mein Bruder das ließt: Lucca hat keine Wasserscheide. Falls jemand wissen möchte, was das ist, sollte googeln. Schließlich ist das Grundbildung (hust)
- In Lucca gibt es ein Labyrinth, ein Teufelslicht und eine Fenster, dass nicht gebändigt werden kann
- Das Wort Coco Cola wird Chhhhhocchhhhhaaa Choooola ausgesprochen –> lustig ist, dass die Schreibweise für die Italiener tatsächlich Coca Cola wäre: CH = K, C = CH und SC = SCH was wiederum bei uns SC wäre… summa summarum (wie Teddy Teclebrhan sagen würde) COMPLICATO!
- Lieblingswort der Luccesen: BAO (für einen Bayer wärs „basst scho“, für einen Deutschen „mega hammer gut, besser kannst du eigentlich nicht mehr performen“)
Und jetzt die Fragen aller Fragen: Reicht ein Tag in Lucca? Nein, andernfalls wär ich auch schon langer wieder in Deutschland. Aber als Tourist, ja ich weiß, auch Rom ist in einem Tag machbar (ist ja auch an einem Tag geschlüpft). Aber wenn man eine Stadt genießen möchte und das Leben sehen will, sollte man sich mindestens 3-5 Tage Zeit nehmen. Aber geht ein Tag trotzdem? Und auch hier: Besser einer als keiner.
Und deshalb jetzt zu meinen 5 Top-Zielen. Sorry, Top 5 Sehenswürdigkeiten. Die Bars und Restaurants kommen in einem anderen Post.
- Mura di Lucca – die Stadtmauer
Nehmt euch so ein affiges Familienrad und cruist einmal rum (ja, ich habs tatsächlich gezwungenermaßen gemacht und es war ziemlich cool), nehmt euch ein normales Rad, lauft oder spaziert einfach darauf. Ob ihr so viel unterschiedliches seht, keine Ahnung. Ich bin jedenfalls begeistert. Begeistert von der Atmosphäre zu jeder Uhrzeit am Tag. Die kleinen Ecken für Picknick, Sport oder romantische Treffen. Die verrückten und bemerkenswerten Durchgänge unter der Mauer. Und natürlich der Ausblick auf die Berge, die Stadt, dem Dom und auf den Palazzo Pfanner. Außerdem kommt ihr beim Stadtgefängnis vorbei. Keine Sorge, da springt keiner raus und so wie ich das hier sehe, ist da auch keiner wirklich gefährlich.
- Torre Guinigi – wenn Oliven über euch wachsen, seid ihr richtig
Ob es stimmt oder nicht, aber ich mag die Geschichte. Mir wurde erzählt, dass es zwei herrschende Familien in Lucca gab und die die Macht an der Höhe des Turmes gemessen haben. Da aber kein Turm höher sein durfte als die Kathedrale, haben die Guinigis einfach Olivenbäume „draufgepflanzt“ und zack: MÄCHTIG. Der Turm gibt einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt selbst und auf die Umgebung. Besonders toll (Fotografentip): Morgens zu Sonnenaufgang oder Abends, bei Sonnenuntergang.
- Kathedrale San Martino
Auch wenn viele meinen, dass San Michele die Hauptkirche ist, nein. Sobald ihr drin seid, wisst ihr wo investiert wird. Die Kathedrale ist neben der inneren Schönheit auch mit einigen netten Details versehen. Und da ich davor immer Mittag mache, bekomm ich alle möglichen Gedanken der Touristen zu hören – positiv als auch negativ. Ich würde manchmal gerne die Touristen anhand Kleidung und Frisur bewerten („gehört das so“, „was hat man sich bei dem Muster gedacht“, „da passt aber auch garnichts zusammen“, etc.), aber irgendwo hört der Spaß ja auch auf.
Jedenfalls hat die Kathedrale ein Labyrinth versteckt und der Turm ist nur halb marmoriert. Wer mal in die umgehenden Hügel unterwegs war, hats vielleicht bemerkt. Hier wurde clever gespart. Geldsparen und trotzdem reich aussehen. Die Marmorieren wurde soweit durchgeführt, wie man sie von weiten eben sieht. Sehr clever, Luccesi. Sehr clever.
- San Michele
Keine Angst, das wird hier keine Kirchenführung. Bleibt gerne draußen. Aber seht euch das Bauwerk und vor allem den Platz an. Im Sommer tummeln sich dort abends unzählige Jugendliche und junge Erwachsene bei Aperitivo und Drinks. Am Tag gibts Caffè, Cornetto und Aperol. Einige Musiker geben hier ihre Kunst zum Besten und eine nette Dame verkauft ihre Blumen.
- Piazza dell’Anfiteatro – Tourispot
Wer geil Essen möchte, sollte da einen großen Bogen machen. Wer aber das Flair möchte, kommt sicherlich auch mit der normalen Qualität aus. Auf jeden Fall muss man den Platz besuchen. Für mich einer der schönsten Plätze in Lucca. Gerade auch, weil er sowohl im Sommer als auch im Winter wundervoll beleuchtet und belebt ist. Das Anfiteatro hat seinen Namen auch nicht irgendwoher, sondern ist nach einem klassischen Amphitheater gebaut (und wahrscheinlich auch benannt): Es ist rund. Die kleinen Geschäfte und Lokale geben dem traumhaften Ambiente dann den letzten Schliff. Ich gehe ungern vorbei – meistens möchte ich kurz genießen, wenn auch nur für 2 Minuten.
Und damit auch alle 5 Highlights genannt. Das Einzige noch zu ergänzende ist der Snack zwischendurch bei Pizza Felice (!). Nehmt euch nicht zu viel vor für einen Tag. Genießt die Stadt, setzt euch in ein Café trinkt einen Aperol, Campari oder ein Negroni und schaut den Leuten beim flanieren zu. Ganz nach dem Zitat
„Das Leben bewegt sich ziemlich schnell. Wenn man nicht ab und zu mal stehen bleibt und sich umschaut, könnte man es glatt verpassen.“
John Hughes
Für einen längeren Trip empfehle ich euch gerne noch mehr – aber das ein anderes Mal.
Bis dahin: Ciao ragazzi e alla prossima volta,
Lena
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English Version
After almost two years, countless kilometres walked in the city and a few visits to bars, I can perhaps already call myself an „insider“ and therefore also make a few posts about – drum roll – Lucca.
Lucca, the city of 100 churches. In case I haven’t mentioned it yet – yes, this small town has 100 churches, but most of them are no longer in use or have been converted into exhibition and event spaces or libraries. And so to the key facts about the city. Education is important:
- Lucca is located in Tuscany, between Pisa and Florence, and if you want a beach holiday, the quickest way is probably to the Versilia coast (not to be confused with the Adriatic coast, which is on the other side of the country).
- In the 13th and 14th centuries, the city was popular for its textile industry and its high-quality silk. Today, it’s all about noses and asses. It sounds like a beauty industry, but it’s not. Lucca is the centre for toilet paper, tissues, napkins & co.
- Lucca has a city wall. I’ve already mentioned this before, and I’ll tell you more about it later. It took over 100 years to complete, was never needed, but is certainly the best thing the city could have built.
- The Serchio flows along the northern part of the city. In case my brother reads this: Lucca has no watershed. If anyone wants to know what that is, they should google it. This is basic education, after all.
- In Lucca there is a labyrinth, a devil’s light and a window that cannot be tamed
The word Coco Cola is pronounced Chhhhocchhhhaaa Choooola –> funny thing is that the spelling for the Italians would actually be Coca Cola: CH = C, C = CH and SC = SH which in turn would be SH in English…so in summary MOLTO COMPLICATO! - Favourite word of the Luccesi: BAO (for a Bavarian it would be „basst scho“, for the rest „this is absolutely amazing“)
And now the question of all questions: Is one day in Lucca enough? No, otherwise I would have been back in Germany a long time ago. But as a tourist… yes, I know Rome can be done in one day (it was slipped out in one day). But if you want to enjoy a city and see the life, you should take at least 3-5 days. But is one day still possible? And here too: Better one than none.
And so let’s move on to my top 5 destinations in Lucca. Sorry, top 5 sights. The bars and restaurants will come in another post.
- Mura di Lucca – the city walls
Take one of those silly family bikes and cruise around (yes, I actually had to do it and it was pretty cool), take a normal bike, just run or walk on it. Whether you see so much difference, I don’t know. In any case, I’m thrilled. Thrilled by the atmosphere at any time of the day. The little corners for picnics, sports or romantic dates. The crazy and remarkable tunnels under the wall. And of course the view of the mountains, the city, the cathedral and Palazzo Pfanner. You’ll also pass by the city prison. Don’t worry, no one jumps out and as far as I can see, no one is really dangerous.
2. Torre Guinigi – when olives grow over you, you are right
Whether it’s true or not, I like the story. I was told that there were two dominating families in Lucca and they measured power by the height of the tower. But since no tower was allowed to be higher than the cathedral, the Guinigis simply „planted“ olive trees on top and bang: POWERFUL. The tower gives a wonderful view of the city itself and the surrounding area. Especially great (photographer’s tip): In the morning at sunrise or in the evening, at sunset.
3. Cathedral San Martino
Even though many think that San Michele is the main church, it’s not. Once inside, you know where the investment is. Besides the inner beauty, the cathedral has some nice details. And since I always have lunch in front of it, I get to hear all kinds of thoughts from the tourists – both positive and negative. Sometimes I would like to judge the tourists on the basis of their clothes and hairstyle („is that the way it should be“, „what were they thinking with that pattern“, „but nothing goes together“, etc.), but the fun ends somewhere.
In any case, the cathedral has a hidden labyrinth and the tower is only half marbled. Anyone who has ever been to the surrounding hills may have noticed. Clever savings have been made here. Saving money and still looking rich. The marbling was done as far as you can see from a distance. Very clever, Luccesi. Very clever.
4. San Michele
Don’t worry, this is not a church tour. Feel free to stay outside. But take a look at the building and especially the square. In summer, many young people gather there in the evenings for aperitivo and drinks. During the day, there’s caffè, cornetto and aperol. Some musicians perform their art here and a nice lady sells her flowers.
5. Piazza dell’Anfiteatro – Tourist spot
If you want awesome food, you should stay away from this place. But if you want the flair, you can certainly get by with the normal quality. In any case, you have to visit the square. For me, it’s one of the most beautiful places in Lucca. Especially because it is wonderfully lighted and lively in both summer and winter. The Anfiteatro didn’t get its name from somewhere, it is built (and probably named) after a classical amphitheatre: It’s round. The small shops and restaurants add the finishing touch to the dreamlike ambience. I don’t like to pass by – mostly I want to enjoy it for a moment, even if it‘ s only for 2 minutes.
And with that, all 5 highlights. Don’t plan too much for one day. Enjoy the city, sit down in a café, drink an Aperol, Campari or a Negroni and watch the people strolling around. Following the quote
„Life moves pretty fast. If you don’t stop and look around once in a while you could miss it.“
John Hughes
With that: Ciao ragazzi e alla prossima volta,
Lena